Neben der kürzlich von uns vorgestellten ELAC Carina FS 247.4, konnte man auf der High End in München auch das kleinere Modell, die BS 243.4 entdecken, die zur neuen Carina-Serie gehört. Was in logischer Konsequenz bedeutet, dass wir auch diesem kompakten Lautsprecher früher oder später auf den Zahn fühlen werden. Der Tag ist nun gekommen, viel Spaß beim Lesen!
Wie schon beim größeren Modell FS 247.4 festgestellt, besitzt der Standort Kiel für die Audio-Schmiede ELAC eine große Bedeutung. Denn hier fing alles mit dem Thema Unterwasserakustik an und schaffte die Grundlage für einen mit Erfolg gepflasterten Weg. Dies unterstreicht auch die aktuelle Carina-Serie, dessen Flaggschiff schon überaus positiv bei uns aufgenommen wurde und mit der lateinischen Namensbedeutung „Kiel“ auch den Bezug zur maritimen Geschichte weiterträgt. Ob die kleinere BS 243.4 aus der besagten Produktserie da anknüpfen kann, habne wir uns angesehen bzw. angehört.
Auch das kompakte Modell der Reihe nimmt die Formgebung gekonnt auf und überzeugt mit einer grazilen, formschönen Designsprache die optisch zumindest, die Vorgängerserie 240 würdevoll ablöst. Die Fußstapfen der so erfolgreichen 240-Reihe sind groß, stand sie doch jahrelang für das „Brot- und Buttergeschäft“ der Kieler, aber in Sachen Erscheinung ist die Carina-Serie in der heutigen Zeit angekommen und kann beim Thema Design diesen Part der hinterlassenen Fußstapfen schon mal optimal füllen.
Die Designsprache besitzt etwas „Weibliches“, viele Rundungen, schlanke Proportionen und schöne Detaillösungen die miteinander harmonieren sowie den Lautsprecher zum echten Hingucker avancieren lassen. Für einen Lautsprecher zum Stückpreis von unter 500,- Euro, ist das Verarbeitungsniveau sehr gut, was die hervorragende Lackqualität, sauber eingelassene Treiber als auch das überaus massive Anschlussterminal gekonnt widerspiegeln. Die seidenmatte Oberfläche, die es in der Carina Serie in schwarz oder weiß gibt, fügt sich geschmeidig um das Gehäuse.
Das ca. 22 Zentimeter breite Gehäuse verjüngt sich nach hinten deutlich, sodass der Regallautsprecher nicht mehr als 15 Zentimeter hinten misst. Mit einer Höhe von knapp 32 Zentimetern und Tiefe von gerade mal 25 Zentimetern, gehört der BS 243.4 zu den kompakteren Modellen im Regallautsprecher-Segment. Das komplette Konstrukt mit seinen stattlichen 6,7 Kilogramm ruht auf einem sehr stabilen Sockel aus Metall und gewährleistet den nötigen Abstand des nach unten abstrahlenden Bassreflexports. Für einen farblichen Kontrast sorgen die silberfarbenen Einfassungen der Schallwandler. So haben alle Lautsprecher einen dünnen Chromring verpasst bekommen, um sich vom Gehäuse etwas abzusetzen.
Technisch greift man beim Regallautsprecher BS 243.4 auf ein Zwei-Wege-System zurück, welches von einem 150mm Tieftöner mit Aluminium-Membran, einem AMT-Hochtöner und einem nach unten abstrahlenden Bassreflex-Port umgesetzt wird. Der für ELAC so wichtige JET-Hochtöner wird hier in einer abgewandelten Form eingesetzt, darf sich offiziell nicht so nennen, was sicherlich auch der Produktklasse geschuldet ist, bleibt aber trotzdem ein AMT-Hochtöner. Der 150mm große Tieftöner setzt auf eine „gewöhnlich“ aussehende Aluminiummembran, auch hier sind die extravaganten Techniken, wie z. B. der Kristallmembran aus der Vela-Serie, eben den höher angesiedelten Serien vorbehalten.
Zusammen sollen die Treiber ein Frequenzband von 46 – 30.000 Hertz bespielen können, was für einen Regallautsprecher unten rum, ein Statement darstellt, mal sehen wie die Bassperformance sich im Praxischeck behaupten kann. Beide Treiber sind mittels einer Frequenzweiche bei 2.700 Hertz voneinander getrennt, wer sich die Treiber im ausgebauten Zustand anschauen möchte, dem empfehlen wir einen Blick in unseren Test zur FS 247.4, dort haben wir den Lautsprecher „geöffnet“ und die Treiber sind bei beiden Modelle identisch. Nettes Detail: Alle Treiber und auch das wertige Anschlussterminal werden nicht mit Holzschrauben, sondern in Metallgewinde verschraubt und haben aufgrund einer aufgebrachten Gummierung in den Aussparungen, auch keinen direkten Kontakt mit dem Gehäuse.
Wie schon die Standexemplare der Carina-Serie, überzeugen auch die BS 243.4 Regallautsprecher optisch und werden dem Qualitätsanspruch eines deutschen Unternehmens mehr als gerecht, auch wenn die Serie in ihrer Herstellung nicht viel mit Deutschland zu tun hat. Aber die Fertigung im asiatischen Raum muss man gar nicht negativ behaftet sehen, wenn man sich das Verarbeitungsniveau in dieser Preisklasse genauer anschaut, das Thema der Arbeitsbedingungen lassen wir mal außen vor. Hier bekommt der eventuelle Käufer einen sehr wertigen Lausprecher für sein Geld und sollte sich das klanglich genauso darstellen, spricht nichts gehen die „kleine“ ELAC der Carina-Serie. Aber dazu kommen wir erst auf der nächsten Seite.
Damit ich auf einen großen Katalog von Musikstücken zurückgreifen konnte, kam mal der ELAC Music Server und dessen übersichtliche ROON-Plattform zum Einsatz. Dieser wurde mit der leistungsstarken Onkyo M-5000R Endstufe verbunden, der für die nötige Impulskraft sorgte. Dank der guten Abstrahlcharakteristik der BS 243.4 musste ich die Lautsprecher nur minimal einwinkeln bzw. exakt ausrichten und habe mich für knapp 40 Zentimeter Wandabstand entschieden. Da die kleinen einen minimalen Hang zum bassbetonten Auftritt haben, sollte man ihnen etwas Freiraum gewähren, denn sonst wird der Tieftonbereich etwas aufdringlich und ungenau. Einen Stopfen im Bassreflex-Port ist keine Option, da so die gesamte Klangqualität um Details und Auflösungsvermögen beschnitten wird. Aufgrund des durchschnittlichen Wirkungsgrades brauchen die ELAC einen potenten Verstärker, um richtig aufspielen zu können, unsere Onkyo Endstufe schien da der perfekte Partner.
Vaterschaftstest unnötig - Carina BS 243.4 auf der ausgewachsenen FS 247.4
Wie es sich für einen Gentleman gehört, fang ich erstmal langsam an und „fordere“ die Kompakten der Carina-Serie mit der unplugged Song Brick by Brick von Katy Perry. Hier geht es um die reine Detailwiedergabe, denn mehr als eine Akustikgitarre und die zarte Stimme der Künstlerin wird nicht geboten. Ich finde sowieso, dass diese Art der Musik die absolute Königsdisziplin darstellt und schnell Schwächen in der Stimme aufzeigt. Bei Frau Perry hat das bei mir genau das Gegenteil bewirkt. Erst mit dem Album hat sich mich so wirklich abgeholt bzw. war ich von ihr als Künstlerin, abseits des sonst üblichen Mainstream-Brei, überzeugt. Genauso überzeugend agieren auch die ELAC Schallwandler und es ist beeindruckend wie die „Kleinen“ aus so „wenig“ Musik, soviel Gefühl herauskitzeln und jede feine Nuance akzentuiert darstellen können. Die Akustikgitarre wird klar definiert in Szene gesetzt, besitzt eine fast greifbare Plastizität und zusammen mit der wunderbaren Stimme wird von den Lausprechern eine exzellente Vorstellung geboten.
ELAC Carina BS (FS) 243.4 in unserem optimierten Hörraum mit AIXFOAM-Absorbern
Mit funkigen Einlagen vom Künstler Prince bleibe ich erstmal bei „Schonkost“ und mit dem Erklingen des ersten Tons der E-Gitarre bin ich direkt im Purple Rain bzw. im Jahr 1984 angekommen. Was dem Zuhörer direkt klar wird: die ELAC Lautsprecher besitzen einen leichten Fetisch für die Detailwiedergabe. Es ist beachtlich wie fein diese zu Werke gehen und Details herausgearbeitet werden. Sodass ich in einem „Entspannungsmodus“ versetzt werde und die Schallwandler wie Medizin auf mich wirken, beruhigend. Aber trotz aller Raffinesse im Detailreichtum, auch der Tieftonbereich ist klar konturiert und sehr opulent in seiner Ausprägung. Ab und zu empfinde ich diesen leicht aufgedickt und er könnte sich etwas in Zurückhaltung üben. Für einen Regallautsprecher ist der Bassbereich erstaunlich, obwohl die kleinen Lautsprecher physisch wie optisch gar nicht so den Eindruck hinterlassen, fühlen sie sich auch in größeren Räumen wohl und überzeugen mit einem guten Volumen und guter Pegelfestigkeit.
Aber zu gemütlich sollen es sich die BS 243.4 auch nicht machen (...) Jack White mit High Ball Stepper ist daher bemüht den ELAC ordentlich einzuheizen. Der Einstieg ist noch gemächlich, elektronische Gitarrensounds bestimmen das Geschehen und wieder einmal sezieren die Schallwandler regelrecht das „Filet de la Musik“ und präsentieren die feinen Akzente standesgemäß detailreich. Ab der zweiten Minute ist dann Schluss mit dem Ausruhen, ich drehe den Lautstärkeregler in Richtung Anschlag und genieße das Spektakel in vollen Zügen. Auch hier ist es beeindruckend, wie „groß“ die Regallautsprecher sich anhören. Der Song bietet den Schallwandler die Möglichkeit mal richtig durchzuatmen und genau das machen die ELAC Sprösslinge auch. Dynamische Impulse füllen meinen Raum, voluminös und druckvoll wird Jack White mitsamt seiner genialen E-Gitarre in meinen Raum transportiert und das Spektakel mündet in einer überraschenden Darbietung, im positiven Sinne versteht sich!
Nach meiner mehrtägigen Dauerberieselung durch die verschiedenen Musikepochen und Genres, kann ich nur zu einem Ergebnis kommen: Die ELAC BS 243.4 sehen nicht nur schick aus und sind wertig verarbeitet, die klingen auch so gut wie sie aussehen. In jeder Lage, bei jeder Lautstärke, ob aufwendige Orchesterstücke, leise Balladen oder dynamische Rock- bzw. elektronische Musik, zeigten sich die kompakten Vertreter von ihrer besten Seite. Dabei ist vor allem der Detailreichtum hängen geblieben, der überhaupt nicht nervt, eher besitzen die ELAC die Fähigkeit diesen harmonierend miteinander zu verknüpfen und in einem sehr stimmigen Klangbild zu präsentieren. Aber auch der Bassbereich ist überraschend druckvoll und knackig in der Abstimmung, wenn auch manchmal leicht drüber. Es entsteht etwas der Eindruck, ELAC wollte technisch mehr Tiefgang aus den kleinen „quetschen“, als es vom Volumen möglich gewesen wäre. Aber das ist nur mein subjektives Empfinden und Meckern auf hohen Niveau. Mich persönlich haben die ELAC BS 243.4 abgeholt und gehören zu meinen Lieblingsprobanden, die ich jemals in meinem Hörraum begrüßen durfte. Damit möchte ich meine Begeisterung in einem abschließenden Fazit formulieren.
Nach den durchweg positiven Zeilen dürfte es leicht zu erahnen sein, zu welchen Ergebnis wir gekommen sind. Auch das kleinere Modelle BS 243.4 kann begeistern und ergänzt die Carina-Serie um einen formschönen, sehr kompakten Lautsprecher. Dazu kommt eine wertige Verarbeitungsqualität, die in dieser Preisklasse nicht unbedingt üblich ist und dem Lautsprecher hervorragend steht.
Aber Kieler Schallwandler sind nicht nur ein optisches Highlight, denn auch klanglich punkten die Kompakten der Reihe mit einer hohen Detailwiedergabe, räumlicher Darbietung und kraftvollen Bassbereich. Dieser ist zwar teilweise etwas dominant unterwegs, aber dem lässt sich ja mittels heutiger Technik Abhilfe schaffen und ist zugleich ja auch nur unser subjektives Empfinden.
Im direkten Vergleich mit der Vela 403 zieht sie aber im Bereich Dynamik und Auflösungsvermögen den Kürzeren, darf sie auch, schließlich kostet die "Kleine" aus der Carina Serie nur die Hälfte. Wer ein eher technisches Design bevorzugt und ähnlich gute Audioqualitäten präferiert, sollte sich die Fishhead Audio Resolution 1.6 BS mal genauer anschauen. Denn auch diese liefern eine erstklassige Klangqualität, aber etwas wuchtiger in der Optik, agieren nicht ganz so dynamisch im Frequenzkeller wie die BS der Carina Reihe, sind dafür aber günstiger zu haben.
In der Gesamtbetrachtung sollte jeder Musikbegeisterte mit audiophilen Ambitionen mit den BS 243.4 auf seine Kosten kommen, sei es klanglich oder auch optisch. Mit einem Stückpreis von 499,- Euro bewegt sich ELAC Carina BS 243.4 in einem sehr fairen Preisgefüge und man bekommt eine Menge Lausprecher für diesen Kurs geboten. Für uns ein absolutes Top-Produkt.
ELAC Carina BS 243.4 Regallautsprecher