Test: Cambridge Audio Evo 75

cambridge audio evo 75 newsMit dem Cambridge Audio Evo 150 und Cambridge Audio Evo 75 stellten die Briten letztes Jahr im April ihre neue All-in-One-Serie vor. Das kleinere Modell, den Evo 75 mit zweimal 75 Watt an 8 Ohm und der StreamMagic-Plattform möchten wir uns im folgenden Review genauer anschauen.

 

 

Wie man den Namen der Evo-Serie der All-in-one-Geräten entnehmen kann, stellt der Evo 75 mit seinen zweimal 75 Watt den Einstieg dar. Der Evo 150 bietet zweimal 150 Watt und noch einiges mehr an Funktionen, aber dazu später mehr im Laufe des Artikels. Der hier vorstellige Cambridge Audio Evo 75 sieht sich als eierlegende Wollmilchsau im Verstärker- und Streaming-Segment. Technisch basiert das eingesetzte Class-D Verstärkermodul auf dem Hypex NCore. Das ist das erste Mal das die Briten ihr Vertrauen in die Class-D-Verstärkertechnik setzen. In der CX-Serie beispielsweise ist noch die „Gute, Alte“ Class-AB Technik verbaut. Sicherlich keine schlechte Wahl, denn aktuelle Class-D-Technik ist akustisch kaum mehr von den Class-A oder Class-AB Varianten zu unterscheiden, dabei aber deutlich effizienter unterwegs und benötigt auch deutlich weniger Bauraum, da die Kühler nicht mehr so üppig ausfallen müssen. Sicherlich auch eine Glaubensfrage, deswegen bewerte ich das auch an dieser Stelle nicht weiter…

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Jedenfalls steckt im Evo 75 ein Hypex NCore Verstärker mit zweimal 75 Watt, welcher locker für kompakte Lautsprecher und nicht so anspruchsvolle Standlautsprecher ausreichen sollte. Beim Digital-Analog-Wandler vertraut man auf den ESS Sabre ES9016K2M (ES9018K2M im Evo 15), die beide eine maximale Auflösung von 32 Bit/384 kHz erreichen. Auch bei der Konnektivität unterscheiden sich die beiden Modelle deutlich. Der vorstellige Evo 75 bringt neben einen HDMI-ARC-Anschluss, zwei digitale (Koax, Toslink) und einen analogen Eingang mit. Für USB-Medien steht ein USB-A-Port bereit und für die Integration in das eigene Netzwerk kommt der Ethernet-Port zum Einsatz. Bei den Ausgängen findet sich ein Sub-Out - wer den Evo 75 als Vorstufe nutzen möchte, kann das über die Pre-Out-Ausgänge realisieren. Unterschlagen möchte ich die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für Kopfhörer nicht, welcher sich in der Front befindet. Kabellose Schnittstellen sind in Form von Bluetooth mit aptX-HD und WiFi mit 2,4 und 5GHz integriert worden. Bluetooth ist bidirektional ausgeführt, aber dazu später. mehr.

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Im Inneren des Evo 75 sorgt die hauseigene StreamMagic-Plattform für die Streaming-Funktionalität und unterstützt Hi-Res-Dienste wie TIDAL inklusive MQA, als auch TIDAL Connect. Des Weiteren ist die Plattform ist Roon-ready zertifiziert. Auch unterstützt der All-in-One-Player neben Spotify Connect, Qobuz, TIDAL, auch noch Google Chromecast und Airplay 2. Streaming-Dienste wie Deezer oder Amazon Music fehlen allerdings im Gerät selbst, müssen dann über die Chromecast-, AirPlay 2 oder Bluetooth-Schnittstelle zugespielt werden.

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Die komplette Technik sitzt in einem eleganten Gehäuse, welches mit 305mm in der Breite recht kompakt ausfällt und neben dem großen 6,8 Zoll Display hauptsächlich auf massives Aluminium setzt. Hier zeigt sich wieder die exzellente Verarbeitungsqualität, die man von Cambridge Audio so gewohnt ist. Die massive Aluminium-Frontplatte ziert neben dem schon erwähnten Display, einige dezent untergebrachte Steuerungselemente und einen Drehregler aus Aluminium mit zwei Funktionen. Der vordere, schwarze Regler steuert die Lautstärke, der hintere silberne Regler den Eingang. Das sieht nicht nur gut aus, sondern fühlt sich aufgrund des massiven Einsatzes von Aluminium auch erstklassig an.

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Die Rasterung des hinteren Rings ist für mein Gefühl etwas zu stark geraten, wirkt dadurch aber sehr solide. Der vordere Ring agiert dagegen komplett stufenlos. Wie schon erwähnt, sitzen neben dem Display sechs Tasten mit verschiedenen Funktionen. Leider hat Cambridge Audio den Vorteil des großen Displays als Touchscreen nicht genutzt, wie es z. B. beim NAD M10 (zum Testbericht) der Fall ist. So dient das große Display lediglich für Informationen des zugespielten Audiomaterials. Schade eigentlich…

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Praktisch und flexibler haben die Designer hingegen die Seitenteile gehalten. So sind beide Seitenteile austauschbar und man hat die Wahl zwischen einer rustikalen Lösung mit einer Holz-Optik oder einer modernen Variante mit schwarz, strukturierten Seitenteilen. Beide Varianten liegen dem Lieferumfang bei und halten an den Seiten sicher durch starke Magneten. Ein durchdachter Lösungsansatz, der fähigen Bastler sicherlich auch weitere Möglichkeiten der Gestaltung eröffnet.

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Die hochwertige Verarbeitung sieht man auch, wenn man den massiven Aluminiumdeckel abnimmt, der ein Großteil des Gewichts des Verstärkers ausmacht. Auch innen ist alles sehr wertig gelöst, die Bauteile sind auf den jeweiligen Platinen vorbildlich verbaut und angeordnet. Der oft eingesetzte Heißkleber oder andere Hilfsmittel um Bauteile zu fixieren, sucht man hier glücklicher Weise vergebens. Cambridge Audio legt hier viel Wert auf einen sauberen Aufbau, was den wertigen Eindruck, den ich bis hier hin gewonnen habe, weiter unterstreicht. 

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Optisch ist der Evo 75 schon mal ein Highlight, welcher mit einer perfekten Verarbeitungsqualität überzeugt, schöne Detaillösungen mitbringt und auf größtenteils wertige Materialien setzt. Mal sehen ob das All-in-one-System auch in der Praxis überzeugen kann.

 


 

 

Praxischeck

Bevor ich mich dem praktischen Nutzen des Verstärkers widme, ein paar kurze Sätze zur Leistungsfähigkeit. Ich habe an dem Evo 75 einmal die Canton B 30 und die ELAC BS 312 betrieben, beides anspruchsvolle Kompaktlautsprecher. Die Canton B 30 brauchen Leistung um ihr Volumen auch dementsprechend akustisch zu untermauern und die ELAC BS 312 sind mit ihren JET5 Hochtöner besonders sensibel, wenn es um hochauflösende Musik geht. Beide Lautsprecher fühlten sich sehr wohl am Evo 75. Die Leistung der Class-D-Endstufe ist ausreichend um beide Modelle anzusteuern, sei es von der Impulskraft im Bassbereich oder die hohen Töne dementsprechend fein abzubilden. Aber auch größere Standlautsprecher werden von dem EVO 75 gut versorgt. 

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Ich würde die Abstimmung als neutral, mit einem leichten Hang ins entspannte, gelassene interpretieren. Es gibt Verstärker, die gerade im Zusammenspiel mit einem JET5 Hochtöner deutlich spitzer zu Werke gehen, hier ist der Evo 75 eher etwas zurückhaltend und auf Dauerberieselung ausgelegt. Macht auch Sinn, denn dank der HDMI-Schnittstelle und dem hochauflösenden, sehr gut lesbaren Display ist das Soundsystem auch eher ein Gerät, welches im Wohnzimmer für viele Zwecke zum Einsatz kommt und keinen dedizierten Musik-Hörraum beschallen soll. Wem die werkseitige Ausrichtung nicht zusagt, der aktiviert die Klangregellung und passt sich die Höhen- oder Bassbereich dementsprechend an. 

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Wie schon auf der vorherigen Seite erwähnt, setzt Cambridge Audio auf ihre StreamMagic-Plattform. Auch wenn der Name es unterschwellig suggerieren möchte, so magisch ist die App-Steuerung aber eigentlich gar nicht. Die Briten liefern eine solide Basis, um das All-in-One-Gerät steuern zu können, aber bieten kaum einen Mehrwert, dass über ein smartes Gerät tun zu wollen. Denn die Funktionen halten sich in Grenzen und teilweise ist die App auch etwas umständlich gehalten. Warum man zum Beispiel die Quellen bzw. Eingänge erst manuell hinzufügen muss um sie über die App ansteuern zu können, bleibt mir schleierhaft.

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Sonst aber bietet die StreamMagic App alles, um mit dem Gerät in die Welt des Streaming abtauchen zu können, praktisch ist hier neben Spotify Connect auch die TIDAL-Connect-Schnittstelle, die man nicht allzu oft antrifft. Dafür fehlen Streaming-Dienste wie Deezer oder Amazon Music, welche dann über die Chromecast-, AirPlay 2 oder Bluetooth-Schnittstelle zugespielt werden müssen. Hier liegt auch die Stärke des EVO 75. Denn er kombiniert die beiden meistverbreitesten Schnittstellen von Google und Apple. So sollte wirklich jeder sich mit dem Gerät verbinden können, anderen smarte Systeme sind kaum am Markt wahrnehmbar. 

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die Kopplung mit einem Ausgabegerät z.B. Kopfhörer über Bluetooth ist auch möglich

Neben der Steuerung über die App, legt der Hersteller dem Evo 75 auch eine schicke Fernbedienung mit bei, die auch auf der Oberseite aus Aluminium besteht und so den wertigen Eindruck des Evo 75 in einem Handschmeichler fortführt. Hierüber lässt sich das System auch komplett bedienen und neben den üblichen Tasten, sind auf der Fernbedienung auch drei Presets-Tasten untergebracht, die den Schnellzugriff auf hinterlegte Favoriten, bspw. Internet-Radiosender oder Playlisten, ermöglichen soll. Zusammen mit der App-Steuerung ist der Umgang mit dem Evo 75 All-in-One-System somit ein Kinderspiel und auch für den weniger Technikaffinen leicht zu meistern.

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Zuspieler ließen sich über aptX-HD koppeln

Praktisch ist auch das bidirektionale Bluetooth-Modul. Dieses konnte ich problemlos mit meinem Smartphone koppeln und dann eben Audiodateien zuspielen, aber auch in die andere Richtung funktioniert das, sodas ich zugespielte Audiosignale auch an einen gekoppelte Bluetooth-Kopfhörer bzw. Bluetooth-Lautsprecher senden konnte. So lässt sich zu später Stunde auch ein Film oder Musik auf Kopfhörern genießen, ohne das Mitbewohner davon etwas mitbekommen, egal wie laut z. B. der Actionfilm gerade ist. Mehr gibt es auch zum Evo 75 dann nicht zu sagen und ich komme zu meiner abschließenden Beurteilung.


 

 

Fazit

Das Cambridge Audio Evo 75 All-in-One-System überzeugte in zwei Wochen Testphase größtenteils und bringt viel mit bzw. ersetzt viele zusätzliche Geräte, weil die Briten hier eine flexible Streaming-Plattform mit einem leistungsstarken Class-D Verstärker kombinieren. Sehr positiv ist die exzellente Verarbeitungsqualität hervorzuheben. Durch den Einsatz von massivem Aluminium und den praktischen, auswechselbaren Seitenteilen ist der Evo 75 ein absoluter Hingucker. Verstecken sollte man das Gerät eh nicht, denn es wäre schade um das hochauflösende Display, welches Albencover oder andere Informationen ansprechend grafisch aufbereitet. Auch der tägliche Umgang ist dank der schicken Fernbedienung und der gelungenen App-Steuerung intuitiv. Letzteres ist zwar nicht perfekt umgesetzt, hier und da etwas umständlich gestaltet aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit keine große Hürde mehr. Auf der klanglichen Seite wird man von einem neutralen Klang beschallt, der mit viel Dynamik und Kraft daherkommt. Im Hoch- und Mitteltonbereich ist das Gerät etwas entspannter unterwegs ist, sodass der Evo 75 weniger analytisch agiert, sondern eher für die Dauerberieselung geeignet ist, was das Einsatzgebiet vielfältig gestaltet.  

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Wem die klangliche Ausrichtung nicht zusagt, der nutzt einfach die verfügbare Klangregelung zur Feinjustierung. Die klaren Stärken des Evo 75 liegen in der gleichzeitigen Unterstützung von Chromecast und AirPlay 2, was man so selten am Markt findet. So kommen Google- wie auch Apple-Nutzer voll auf ihre Kosten und können den Cambridge Audio Evo 75 einfach mit ihren Wünschen kontaktieren. Mehr braucht man in der Streaming-Welt auch nicht. Abgerundet wird mein positiver Eindruck von dem bidirektionalen Bluetooth, welches sich im Alltag als sehr praktisch heraustellt. Hätten die Briten das schön große Display noch als Touchscreen ausgeführt, wäre ich rundum glücklich, aber auch so überzeugt das All-In-One-System in allen Punkten. 

Für einen Preis von 1999,- Euro erhält man ein stimmiges All-In-One System, welches keine Wünsche offen lässt und jeden Audio-Enthusiasten der viel Wert auf Streaming-Medien setzt, zufrieden stellen wird. Für mich hat sich der Cambridge Audio Evo 75 somit unsere Top-Produkt-Auszeichnung redlich verdient. 

 

Cambridge Audio Evo 75

hochwertiges und modernes All-in-One-System mit vielen Features wie Chromecast und AirPlay 2, 17.02.2022
Pro
  • exzellente Verarbeitungsqualität / Materialwahl
  • wechselbare Seitenblenden rustikal / modern
  • hochauflösendes, sehr gut lesbares Display
  • solide App-Steuerung / wertige Fernbedienung
  • viele Streaming-Funktionen / TIDAL-Connect
  • Chromecast und AirPlay 2 in einem Gerät
  • stimmige Klangausrichtung / gute Basskontrolle
  • viele Schnittstellen darunter auch HDMI-ARC
  • HiRes- und MQA-tauglich
  • bidirektionales Bluetooth
  • Bluetooth aptX-HD 
Contra
  • kein Touchscreen
Elac Debut Reference Serie 1k

 

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