Früher das schwarze Gold genannt und dann lange in Vergessenheit geraten, die Rede ist von Vinyl. Aktuell elbet dieser Audio-Bereich eine Renaissance und ist weit mehr als nur ein Nischenprodukt. Fast alle aktuellen Künstler bieten Ihre Alben wieder auf Vinyl an und wer weiß, vielleicht wird die Schallplatte eines Tages der einzige physische Datenträger sein, der überlebt hat. Jedenfalls haben das auch die großen Hi-Fi-Hersteller erkannt und stellen nach und nach wieder Plattenspieler neuer Generationen vor. Ein solcher steht heute auf dem Prüfstand. Der Onkyo CP-1050 möchte mit einem Retro-Design und aktueller Technik, darunter ein Direkt-Antrieb, auf Kundenfang gehen. Wie sich der "Plattenteller" im Praxistest geschlagen hat, klärt der nachfolgende Testbericht.
Optisch ist der Plattenspieler von Onkyo in einer eher unscheinbaren, aber sicheren Verpackung untergebracht. Im Lieferumfang befindet sich alles um gleich mit dem Onkyo Plattenspieler loslegen zu können.
Onkyo CP-1050 im Überblick | |
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Antriebstyp | Direktantrieb |
Drehgeschwindigkeit | 33 1/3 - 45rpm |
Motortyp | Bürstenloser Gleichstrommotor |
Rauschabstand | > 60dB |
Bremse | Elektronisch |
Plattentellertyp | 305mm, Aluminiumguss |
Gewicht | 8,6 kg (ohne Verpackung) |
Hersteller-Homepage | www.onkyo.de |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | ca. 500,- EUR |
Der CP-1050 ist optisch in einem Retro-Chic Design gehalten, was in den 70igern voll in Mode war. Das Gehäuse wurde mit massiven MDF-Teilen verkleidet und mit einem dunklen Furnier versehen. Zusammen mit den höhenverstellbaren und schwingungsdämpfenden Gummifüßen, bildet die Plattenspielerbasis eine starre Struktur und soll so weniger Resonanzen ausgesetzt sein.
Die holzgemaserte Oberfläche wirkt sehr hochwertig und bildet einen tollen Kontrast zu den polierten Metallteilen an der Oberseite sowie dem aus Aluminium gefertigten Tonarm. Der Hersteller liefert beim CP-1050 Plattenspieler eine leicht getönte Staubschutzhaube aus Acrylglas mit, die sich erstklassig in das Gesamtbild einfügt.
Der Spieler setzt auf einen Direktantrieb mit einem bürstenlosen Gleichstrommotor. Dieser bringt ein sehr niedriges Drehmoment mit und arbeitet mit einem präzisen Quartz-Lock System. Wie bei allen Direktantriebgeräten, ist die Achse des Plattentellers gleichzeitig auch die Achse des Antriebsmotors. Vorteil eines Direktantriebs ist die schnellere Hochlaufzeit und der geringere Wartungaufwand gegenüber eines Riemenantriebs. Auch unterliegt ein Direktantrieb weniger Gleichlaufschwankungen gegenüber seines Riemen-Pendants. Als Drehgeschwindigkeiten bietet der Plattenspieler die üblichen 33 1/3 oder 45 U/min an, die durch einfaches Drücken des jeweiligen Knopfes sich auswählen lassen.
Der mitgelieferte Tonabnehmer arbeitet mit einem Moving Magnet oder auch bekannt unter dem Begriff MM-Tonabnehmersystem. Bei diesem System befindet sich ein Magnet im Tonabnehmer, der über die Nadel eine Schall-Modulation empfängt und dann in elektrische Signale umwandelt. Das Moving in Moving Magnet kommt daher, das der Magnet mechanisch mit der Nadel verbunden ist und bei dem Abtastvorgang mitschwingt. Das MM-Tonabnehmersystem erzeugt eine höhere Ausgangsspannung und ist teilweise etwas schwerer als sein Pendant, das MC-Tonabnehmersystem (Moving Coil). Das MM-Tonabnehmersystem bietet den Vorteil, dass die Nadel bei Abnutzung getauscht werden kann, wo man beim MC-Tonabnehmersystem stets das gesamte Tonabnehmersystem tauschen muss.
Vor dem Kauf eines Plattenspielers sollte man unbedingt darauf achten, dass man einen Verstärker mit einem separaten Phonoeingang besitzt. Besitzt der AV-Receiver oder Stereo-Verstärker einen solchen Eingang nicht, wird ein externer Phonovorverstärker benötigt, da die geringe Ausgangsspannung des Phono-NF-Signals separat verstärkt werden muss. Onkyo verbaut bei dem CP-1050 Plattenspieler einen Aluminium-Tonarm der mit einem abnehmbaren Tonabnehmerkopf ausgestattet ist und zusätzlich eine justierbares Gegengewichtssystem bietet, was auch verschiedene Tonabnehmersystem von 5-10 Gramm unterstützt.
Auch rückseitig macht der Plattenspieler eine gute Figur und bietet neben den vergoldeten Chinch-Phonoausgängen, einen Masseanschluss zur Vermeidung störender Brummtöne. Neben den technischen Hinweisen kann man hier auch den Stromanschluss wiederfinden.
Um unerwünschte Vibrationen zu unterbinden, wird auf ein schweren Aluminiumguss Plattenteller zurückgegriffen. Dieser trägt zu einer stabilen Rotation bei und verhindert Schwankungen in hohen Tonlagen. Durch eine hochwertige Gummimatte werden die Schätze der heimischen Plattensammlung geschützt und gleichzeitig feine Resonanzen des Plattentellers absorbiert.
Um das Gerät in Betrieb zu nehmen, müssen wir uns erst einmal mit Einstellen des Tonabnehmersystem beschäftigten. Als ersten Punkt geht man die waagerechte Balance des Tonarms an, um sicherzustellen, dass der richtige Druck auf die Schallplatte ausgeübt wird. Vorrausetzung dafür, ist die vorherige waagerechte Ausrichtung des gesamten Plattenspielers mit Hilfe einer Wasserwaage. Die justierbaren Füße am Plattenspieler, die durch einfaches Drehen hoch- bzw. runtergeschraubt werden können, vereinfachen diese Ausrichtung. Hat man nun den Tonarm waagerecht, mit Hilfe des Gegengewichts ausgerichtet, widmet man sich noch der Anti Skating Einstellung und dann kann man sich seiner Schallplattensammlung hingeben.
Wir verwendeten bei diesem Review ein Marantz SR6004 Receiver der auf keinen separaten Phono-Eingang zurückgreifen kann. Wir entschieden uns bei dem Phonovorverstärker für einen günstigen Dynovox TC-750. Dieser wird in diversen Audio-Foren als günstiger Geheimtipp gehandelt. Selbiges Urteil können auch wir dem "kleinen" Phonovorverstärker bescheinigen. Eine brummfreie und kraftvolle Wiedergabe war zu jeder Zeit sichergestellt. Um die Wiedergabe des Onkyo Plattenspieler zu beurteilen, kamen wieder unsere Standlautsprecher C97 aus dem Hause Jamo zum Einsatz.
Als erstes wurde mit der LP Led Zeppeling II remastered by Jimmy Page gestartet. Der erste Song auf der LP Whole Lotta Love ist legendär und rockt direkt das Wohnzimmer. Die Höhen werden sehr sauber und dynamisch wiedergegeben - lassen den Song also sehr lebendig wirken. Im Bassbereich zeigt der Onkyo auch keine Schwächen und zimmert uns kräftige Gitarrenriffs ins Wohnzimmer. The Lemon Song wird auch kraftvoll präsentiert und die Stimme von Robert Plant wird genial abgebildet. im Zusammenspiel mit den Riffs von Jimmy Page wird man direkt in das Jahr 1969 gebeamt. Die ganze LP macht Spaß und wirkt charaktervoller als auf der digitalen CD, die Songs werden wärmer und im Bassbereich deutlich kräftiger wiedergegeben.
Dire Straits` erstes Live Album darf hier auch nicht fehlen und so landete auch Alchemy auf unserem Plattenspieler. Auch hier zeigt der Spieler eine sehr gute Performance in der Wiedergabequalität. Egal welcher Track auf der Doppel-LP angespielt wird, die Instrumentenwiedergabe ist erstklassig, sehr lebendig und es entsteht ebenfalls der Eindruck einer deutlich wärmeren Wiedergabe gegenüber dem digitalen Pendant. Bei Tunnel of Love kommen die verschiedenen Instrumente sehr klar differenziert beim Hörer an. Die kraftvolle Stimme von Herrn Knopfler wirkt schön losgelöst.
Als letzte LP entschieden wir uns für Paul Kalkbrenner Berlin Calling Vol 1. Die LP ist perfekt um seine Nachbarn von seiner Musik gleich mit zu überzeugen. Der Track Aaron ist zwar eher ein chilliger Techno-Track aber der Onkyo geht gerade im Bassbereich heftig zur Sache und liefert dem Hörer ein sehr kraftvolles, aber auch feines Klangerlebnis. Bei Azure bietet sich der gleiche Höreindruck. Den Anfang des Tracks bildet der Onkyo sehr detailliert ab und sobald der Bass einsetzt, wird auch hier jeder Tieftöner im Lautsprecher mehr als ordentlich gefordert. Insgesamt gefällt die Wiedergabe von Technos-Tracks über einen Plattenspieler, da gerade das feine Knistern einer Schallplatte eine kleine Club-Atmosphäre in das heimische Wohnzimmer zaubert. Der Höreindruck der verschiedenen Musikrichtungen weiß zu gefallen und gerade die etwas wärmere und dabei "charaktervollere" Wiedergabe einer Schallplatte, ist vielleicht auch die Eigenschaft, die Schallplatten solange überleben lassen hat. Die Musik macht einfach mehr Spaß, wirkt lebendiger und kommt nicht so "steril" daher, wie auf einem digitalen Medium. Kommen wir zum Fazit.
Onkyo feiert mit dem CP-1050 Plattenspieler einen gelungenen Einstand in unserer Redaktion. Die Verarbeitung befindet sich auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Der Materialmix aus Holz, Aluminium und polierten Metall ist Onkyo sehr gut gelungen. Die Retro-Chic Optik der 70iger Jahre mit der Acryl-Staubschutzhaube stehen dem Plattenspieler sehr gut zu Gesicht und passen perfekt zum Medium Vinyl. Auch das Klangerlebnis ist von höchster Güte. Die ausgewählten Tracks der verschiedenen LPs wurden detailliert, lebendig und dabei jederzeit kraftvoll wiedergegeben. Das etwas besondere Hörerlebnis einer Schallplatte konnte auch unsere Redaktion erleben und genießen.
Als kleinen Wermutstropfen muss man die beim Plattenspieler fehlende Stopp-Automatik erwähnen, was aber eher subjektives Empfinden ist. Onkyo hat hier ein sehr guten Plattenspieler im Portfolio, der durch eine hochwertige Optik und exzellenten Wiedergabe punkten kann. Erhältlich ist der Onkyo CP-1050 aktuell für 499,- EUR und kann u.a. bei Amazon gekauft werden.
Onkyo CP-1050 Plattenspieler | ||
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Pro | Contra | |
+ exzellente Verarbeitung + hochwertige Materialien + schöner warmer Klang + einfache Bedienung + vollständiger Lieferumfang + Direktantrieb | - fehlende Stopp-Automatik | ![]() |
Wir verleihen dem Onkyo CP-1050 Plattenspieler verdienterweise unseren HiFi-Journal Gold Award.
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