Test: Yamaha TW-E5B

JBL Xtreme 3 newsYamaha ist auf dem Audiomarkt eine feste Größe: Soundbars, HiFi- und Heimkino-Systeme sowie Over-Ear-Kopfhörer finden sich im Portfolio. Aber auch im umkämpften Markt der In-Ear-Hörer mischt der japanische Audiospezialist kräftig mit, etwa mit den TW-E5B, samt Bluetooth 5.2 und aptX-Unterstützung, jedoch ohne ANC, welche aktuell für rund 110 € erhältlich sind. Wie gut sich die relativ wuchtig wirkenden In-Ears schlagen, verraten wir euch in diesem Test.

 

 

TWS-In-Ear-Hörer liegen im Trend. Im Jahr 2022 wurden weltweit fast 300 Millionen solcher Geräte verkauft. Es gibt sowohl Modelle für unter 50 € als auch Oberklasse-TWS-Hörer, wie die LG Tone Free DT90Q, die fast 200 € kosten, bis zu noch teureren Modellen wie die Technics EAH-AZ80, welche mit rund 300 € zu Buche schlagen. Die Yamaha TW-E5B wollen sich mit ihren 110 € in der Mittelklasse platzieren und versprechen einen präzisen, dynamischen Klang. Auf ein adaptives Noise-Cancelling wird allerdings verzichtet, das ist dem teureren Spitzenmodell TW-E7B vorbehalten.

  

 

Erster Eindruck

Optisch tragen die Yamaha Hörer mächtig auf. Sie sehen schick und hochwertig aus, vorrangig die geriffelte Außenseite in Kombination mit dem kleinen Yamaha-Logo ist ein Hingucker, dabei wiegen sie pro Hörer zwar gerade einmal 6,5 Gramm und ragen aber deutlich aus den Ohren hervor. Von der Außenseite bis zum Gummiaufsatz sind sie knapp 2,8 Zentimeter breit. Das sieht nicht nur ungewöhnlich aus, sondern kann auch ein echtes Problem darstellen. Den Kopf seitlich aufs Sofakissen zu legen ist kaum bequem möglich, auch das Tragen unter einer Mütze, Stirnband oder einem Helm wird deutlich erschwert. Zwar legt der Hersteller vier unterschiedlich große Aufsatzpaare (XS, S, M und L) für verschiedene Ohrtypen mit bei, dennoch sollte man sich der eigenwilligen Form der Hörer und deren möglicher Nachteile bewusst sein. Die In-Ears werden dabei ins Ohr „gedreht“ und sitzen zumindest bei mir nach der Wahl des passenden Aufsatzes gleichermaßen sicher und bequem. Als besonders geeignet für sportliche Aktivitäten kann man die IPX5 zertifizierten Earbuds aufgrund ihrer ausladenden Form aber nicht wirklich bezeichnen.

 

Die recht ausladende, aber trotzdem elegant gestaltete Lade- und Transportbox steht den In-Ears optisch in nichts nach. Sie sieht zwar schick und wertig aus, ist allerdings ziemlich groß und passt sicher nicht bequem in jede Hosentasche. Die Box lässt sich leider auch nicht kabellos laden, dafür steht an der Rückseite ein USB-C-Anschluss bereit.

 

Anders als viele In-Ears erfolgt die Bedienung der Yamaha nicht etwa über Touchflächen, sondern über physische Drucktasten auf der Oberseite der Ohrhörer. Links befindet sich ein Knopf für die Wiedergabe und „Ambient Sound“, rechter Hand zwei Knöpfe für Lautstärke und Titelwahl. Die Taster der  geben dabei durch ein deutliches Klicken ein klares Auslösefeedback von sich. Der Verzicht auf eine Steuerung per Touchgesten, wirkt zwar etwas aus der Zeit gefallen und ist mindestens Geschmacksache, sollte aber zumindest versehentliche Fehlbedienungen minimieren.  

Yamaha TW E5B thumbs 4

Trotz des relativ großen Gehäuses kommen nur recht kleine 7-mm-Treiber zum Einsatz, die jedoch ein klares Klangbild mit vielen Details versprechen, sowie eine Elektronik mit Unterstützung für Bluetooth 5.2 und den Audio-Codecs SBC, AAC und aptX Adaptive bieten. Bei aptX gibt es zusätzlich noch den Low-Latency-Mode fürs Gaming. Damit will man störende Zeitverzögerungen zwischen Bild und Ton vermeiden. Auf Noise-Cancelling verzichtet der Hersteller bei diesem Modell gänzlich, jedoch auf eine Ambient-Sound-Funktion. Ebenso steht eine Schaltung namens „Listening Care“ zur Verfügung, die Lautstärke abhängig für eine Klanganpassung im Sinne einer erweiterten Loudness-Schaltung sorgt. Um den Ton anzupassen, gibt es die „Headphone Control“-App für Mobilgeräte. Hier schaltet man fünf voreingestellte Setups (Energy, Gentle, Vocal, Groove, Openness) durch und justiert die Frequenzen individuell über den 5-Band-Equalizer. Des Weiteren hat Yamaha nach eigenen Angaben einen optimierten Mikrofonkanal konzipiert, der durch den Einsatz von Qualcomm Clear Voice Capture (cVc) bei Telefonaten für eine hohe Sprachqualität bei gleichzeitiger Unterdrückung von Nebengeräuschen liefern soll. Zwar schalten sich die Ohrstöpsel bei längerer Nichtnutzung ab, sie besitzen aber leider keine Trageerkennung, um die Widergabe automatisch zu pausieren, wenn ein Hörer aus dem Ohr entfernt wird.

 


Praxistest, App & Klang

Wie schon beschrieben verzichtet Yamaha bei den TW-E5B bedauerlicherweise auf eine aktive Geräuschunterdrückung (ANC) diese kommt nur beim nächst größeren Modell, den TW-E7B zum Einsatz. Schutz vor Umgebungslärm bietet bei den E5B lediglich die abdichtende Bauweise der In-Ears. Die Möglichkeit auf ein ANC zurückzugreifen möchte ich bei In-Ears dieser Preisklasse im Jahre 2023 eigentlich nicht mehr missen. Möchte man aus der Not eine Tugend machen, dann kann man sagen, dass das Fehlen des ANC der Akkulaufzeit zugutekommt: Mit einer vollen Ladung kamen die Kopfhörer im Test starke 10 bis 11 Stunden über die Runden. Ein kurzer Boxenstopp von zehn Minuten im Ladecase (welches sich nicht induktiv laden lässt) reichte für weitere 1,5 Stunden. Die Akkulaufzeit von Kopfhörern ist natürlich auch immer lautstärkeabhängig,

 

Für Anpassungen an persönliche Vorlieben bietet Yamaha die App Yamaha Headphone Control (für Android und iOS). Klanganpassungen via Equalizer sind möglich, auch der Akkustand der In-Ears kann eingesehen werden – der Stand des Ladecase hingegen nicht. Es sind drei Modi auf Wunsch zuschaltbar: Bei "Ambient Sound" hört man Geräusche in der Umgebung verstärkt, ideal etwa im Straßenverkehr. Hinter „Listening Care“ versteckt sich eine lautstärkeabhängig agierende Klangregelung. Bekanntermaßen nimmt unser Gehör bei unterschiedlichen Pegeln Frequenzen auch unterschiedlich intensiv wahr. Vereinfacht gesagt stehen tiefe und hohe Frequenzen bei geringeren Pegeln in einem anderen Verhältnis zu den Mitten als bei höheren Pegeln.

Eine vereinfachte Lösung für dieses Problem kennt man als Loudness-Taste am Hifi-Verstärker. Die TW-E5B passen bei eingeschalteter Funktion den Klang dezent und nach meinem Empfinden nach, insbesondere im Bassbereich entsprechend der Wiedergabelautstärke an. Die Musik klingt dann selbst bei niedriger Lautstärke schon voluminöser, was auf Dauer die Ohren schonen und schützten soll, da man eben weniger Lautstärke benötigt, um einen satten Klang zu erhalten. Im "Gaming-Mode" sinkt hingegen die Latenz. Folge: Die Verzögerung zwischen Bild und Ton entfällt gewissermaßen. Klasse fürs mobile Gaming oder für Serien und Filme. Daneben gibt es noch eine konfigurierbare Zeitdauer, nach der sich das Testgerät bei Inaktivität automatisch ausschaltet. Eine Abschaltautomatik beim Herausnehmen gibt es hingegen wie schon beschrieben leider nicht. Eine Konfiguration der Tastensteuerung ist ebenfalls nicht möglich.

 

Die Funktionssteuerung erfolgt wie schon beschrieben über insgesamt drei Tasten an den oberen Enden der Ohrhörer, die jeweils auf Einfach- und Doppelklicks und längeres Drücken reagieren. Durch einmaliges Drücken der beiden Knöpfe setzt man die Lautstärke hoch oder runter. Längeres Drücken auf den unteren Knopf aktiviert den jeweiligen Sprachassistenten. Zweimaliges kurzes Drücken beim oberen Bedienelement sorgt für den Titelsprung nach vorn. Zweimaliges kurzes Drücken beim unteren Bedienelement startet den aktuellen Titel nochmals. Der Drücker am linken Ohrstöpsel ist für die Pause-/Play-Funktion zuständig. Geht ein Anruf ein, nimmt man diesen durch einmaliges Drücken der Taste am linken In-Ear an. Man mag das Yamaha-Bedienkonzept im Touch-Zeitalter als etwas angestaubt bezeichnen. Zumindest hielten sich unabsichtliche Fehlbedienungen im Test stark in Grenzen. Leider lassen sich die Steuerungstasten nicht individuell belegen. Das ist insofern unpraktisch, da man die Hörer auch einzeln nutzen kann. So bleibt keine Möglichkeit, die wichtigsten Bedienfunktionen auf ebendiesen einen verwendeten Hörer zu legen. 

 

Klangqualität

In der Preisklasse von über 100 Euro müssen Kopfhörer schon mit gutem Klang aufwarten. Tatsächlich liefern die TW-E5B ein gleichermaßen fülliges und transparentes Klangerlebnis. Mit den richtigen Passstücken liefert er ein ausgewogenes Klangbild. Sie klingen angenehm, klar und detailreich. Der Bass ist druckvoll, präzise und reicht tief hinab, ohne störend zu wummern. Sitzen die Gummis aber nicht korrekt in den Ohrkanälen, verabschiedet sich der Bass sogleich. Hier fällt leider die Bauart wieder etwas negativ ins Gewicht, denn unter einer Mütze oder ähnlichem ist ein angenehmes Tragen und eine wohlklingende Wiedergabe zugleich leider nahezu unmöglich. Der Mittenbereich überzeugt eher durch Klarheit als durch Wärme. Rock-Mischungen werden fast durchweg überzeugend reproduziert und gefallen durch Druck und eine Knackigkeit. Stimmen sind klar verständlich und verfügen über hinreichende Detailinformationen, um sich auch in dichten Mischungen zu behaupten. Der Höhenbereich ist luftig, klar aufgelöst und offenbart so etliche Details. Bei den Klangbeispielen starte ich im Test wie immer mit möglichst neutralen, unverfälschten Einstellungen. Beim 2016er Remaster des Phil Collings-Klassikers "I Wish It Would Rain Down“ schlägt sich der TWS richtig gut. Er hält sogar dem sehr prägnanten Hochtonbereich Stand und verfällt nicht in eine zu harsche, schrille Gangart.

 

Wenden wir uns nun den vorgefertigten DSP-Modi zu, um diese in meinen Eindrucken zu beschreiben:

 

 

 Yamaha TW E5B thumbs 9

Abschließend löst Yamaha auch das Versprechen einer überzeugenden Sprachverständlichkeit bei Anrufen ein. Dafür wurden die Mikrofone optimiert und mit der Qualcomm cVc (Clear Voice Capture)-Technologie kombiniert. Diese Technologie unterdrückt Nebengeräusche und Echos. Die Sprachqualität ist sauber und weist kaum Nebengeräusche auf. Dabei funktionieren die Hörer bei Bedarf auch einzeln. Ebenfalls integriert ist ein Gaming-Modus, der für eine geringe Latenz sorgt. Das bietet nicht nur Pluspunkte beim Zocken, sondern auch bei der Wiedergabe von Videos und Serien, da so eine synchrone Wiedergabe von Bild und Ton möglich ist.

 


 

Fazit

Abschließend bleibt ein ambivalenter Gesamteindruck der Yamaha TW-E5B. Der Klang ist angenehm klar und auch bei niedrigen Lautstärken schon überraschend breit und druckvoll. Ebenso punkten die Ohrhörer durch gut programmierte DSP-Modi, um den Klangeindruck den eigenen Wünschen anzupassen. Die Akkulaufzeit ist mit rund 10 Stunden ausreichend lang und die Ladezeiten angenehm kurz. Induktives Laden des Cases wird leider nicht unterstützt. Ebenfalls fehlt eine Trageerkennung, welche die Wiedergabe automatisch pausiert, wenn man den Hörer aus dem Ohr entfernt. Bluetooth 5.2 und aptX-Unterstützung sind mit an Bord, das darf man in dieser Preisklasse allerdings auch erwarten.

Die Steuerung über die Knöpfe an den In-Ears wirken nicht mehr ganz Up-to-Date, funktioniert aber einwandfrei. Leider lassen sich die Steuerungstasten nicht individuell belegen. Das ist insofern schade, da man die Hörer auch einzeln nutzen kann, so bleibt leider keine Möglichkeit, die wichtigsten Bedienfunktionen auf eben diesen einen verwendeten Hörer zu legen. Das Design ist durchweg hochwertig, allerdings stehen die beiden Kopfhörer deutlich aus den Ohren. Das sieht nicht nur ungewöhnlich aus, sondern stört beim Tragen von Mützen oder beim Liegen deutlich worunter dann wieder neben dem Komfort auch die Klangqualität gerade im Tiefton leiden kann. Auch beim Sport lösen sich die Hörer durch ihre Größe, trotz ansonsten hervorragender Passform leicht bei Berührungen aus dem Ohr. Zudem fehlt unverständlicherweise in dieser Preisklasse von 110 € eine aktive Geräuschunterdrückung. In Summe bleiben viele positive Aspekte stehen, die von etlich kleinen Details getrübt werden. Hier muss jeder selbst überlegen, ob mit den genannten Punkte umgehen kann. Kaufen kann man die Earbuds unter anderem bei Amazon.

 

Yamaha TW-E5B In-Ear Kopfhörer 

XL In-Ear Kopfhörer mit gefälligem Klang ohne ANC, 22.06.2023
Pro
  • guter Klang auch bei niedrigen Lautstärken
  • hochwertige Audio-Codecs
  • einfache zu bedienende App
  • hochwertige Verarbeitung & Design
  • bequeme und gute Passform
  • gute Akkulaufzeit
Contra
  • kein ANC
  • keine Trageerkennung
  • Case lädt nicht induktiv
  • Bedienung ohne Touch & nicht frei belegbar
  • Nutzung beim Schlafen oder unter Mützen etc. bauartbedingt schwierig

 

 

 

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