Mittlerweile gehört es zum guten Ton, dass Premium Autohersteller auch aufwendig ausgestattete Audiosysteme von bekannten Markenherstellern in ihren Modellen verbauen. Da diese Audiosysteme von namhaften HiFi-Firmen realisiert werden, wollten wir uns einmal solch ein System anhören und euch an unseren ersten akustischen Erfahrungen teilhaben lassen. Die Wahl fiel auf das Bowers & Wilkins Audiosystem aus dem BMW 540i xDrive. Viel Spaß beim Lesen!
Wer sich heutzutage einen Neuwagen zulegen möchte, hat es nicht einfach. Die unzähligen Automarken und deren riesige Produktpaletten machen es einem nicht unbedingt einfach. Hat man sich dann für ein Modell entschieden, begibt man sich in einen weiteren Dschungel von Ausstattungsvarianten und optionalen Zubehör. Darunter findet man mittlerweile auch umfangreiche Audiosysteme, die neben Surround-Klang auch mit hochwertigen Treiberchassis aus bekannten HiFi-Lautsprechern daher kommen. So auch unser heutiger Kandidat. Der BMW 540i xDrive kommt mit dem Bowers & Wilkins Diamond Surround Sound System daher. Damit reiht man sich in eine Reihe namhafter Autohersteller ein, die mittlerweile hochwertige Audioprodukte im Premiumsegment anbieten. Hier mal eine kurze Auflistung der bekannten Symbiosen aus Autoherstellern und HiFi-Manufakturen:
Der uns zur Verfügung stehende BMW 540i hatte die sogenannte „volle Hütte“ und war mit allen erdenklichen ausgestattet, darunter auch die besagte Bowers & Wilkins Audioanlage. Da wir kein Automagazin sind, möchten wir uns keinen Fahreigenschaften oder Motorleistungen frönen, sondern in diesem Kurz-Review den Fokus auf die verbaute Audioanlage legen und diese etwas näher bringen sowie eine subjektive Klangwiedergabe wiedergeben. Aber zunächst erstmal noch die kurzen Eckdaten des Testwagens:
Wie von deutschen Premium Herstellern gewohnt, haben wir das Interieur des BMW 540i als sehr hochwertig empfunden und die Verarbeitung ist nahezu perfekt gelungen. Der Leder besitzt eine beruhigende Farbe und fügt sich wunderbar dem Design des übersichtlichen Cockpits. Passend dazu wurde auch bei der Integration der Surround-Anlage auf kleine Details geachtet und die Bowers & Wilkins Lautsprecher sind gekonnt in Szene gesetzt.
In den Türen sitzen beleuchtete Diamantkalotten-Hochtöner, die mit ähnlicher Technologie auch in der 800er Serie von Bowers & Wilkins arbeiten. Falls jetzt die Angst aufkommt, man könnte nach dem Autokauf seiner Frau nicht mehr mit einem schönen Diamant-Schmuckstück besänftigen, denjenigen können wir beruhigen (...). Die hier eingesetzten Diamanten werden künstlich, durch eine chemische Gasphasenabscheidung erzeugt.
Diese Technik erlaubt es Diamanten zu komplexen Formen „wachsen“ zu lassen und ähnelt im Prinzip der Bildung von Eiskristallen an einem Fenster. Nur das bei der Gasphasenabscheidung Temperaturen ähnlich der Sonnenoberfläche entstehen und die Rolle des Wasser bei der Eiskristallbildung, hier der Kohlenstoff übernimmt. Im Ergebnis bietet der hier eingesetzte Hochtöner ein sehr hohes Steifigkeits-/ Dichtverhältnis und behält somit auch bei sehr hohen Frequenzen seine Form. Daraus soll das verzerrungsfreie Klangverhalten resultieren und erst die hohe Frequenzbereiche in annehmbarer Qualität möglich machen.
Neben den erwähnten Diamantkalotten, kommen im Armaturenbrett und im Fond noch weitere Hochtöner in Form von Aluminiumkalotten zum Einsatz. Diese findet man mittig vor der Frontscheibe, seitlich in den hinteren Türen und auf der Hutablage wieder. Für den Mitteltonbereich setzt man auf 100mm große Mitteltöner aus aluminierten Kevlar. Davon wurden insgesamt sieben Stück im Auto untergebracht. So sitzt in jeder Tür einer dieser Schallwandler, einer direkt vor der Frontscheibe und jeweils links und rechts einer in der Hutablage. Alle sichtbaren Lautsprecher des Diamond Surround Sound Systems wurden optisch sehr hübsch in den Innenraum des BMW integriert und haben zusätzlich einen Edelstahl-Lautsprechergrill spendiert bekommen, der eine akustisch optimierte Fibonacci-Lochung aufweist.
Die nicht sichtbaren, aber deutlich hörbaren (dazu später mehr) Subwoofer sitzen unter den vorderen Sitzen im BMW. Diese Zentralbässe, zwei an der Zahl, verfügen über jeweils eine 217mm große Rohacell Membran und sind für die Tieftonwiedergabe im Automobil verantwortlich. Der Werkstoff Rohacell, der im Übrigen auch bei Flugzeugen und Formel 1 Autos in den Rümpfen zum Einsatz kommt, ist ein hoch belastbarer Hartschaumstoff. Dieser soll dem Tieftöner die Fähigkeit des „perfekten Kolbens“ geben, also die Luft frei zu bewegen ohne dabei Deformationen entstehen zu lassen. Der Schaumstoff wird dabei in einem „Sandwich“ aus Kohlenstofffasern verwendet, ist damit zwar etwas dicker und vom Gewicht höher als herkömmliche Chassis, dank der niedrigen Dichte von Rohacell ist dies aber kein Problem. Durch diese Variationen an verwendeten Materialen sollen die Subwoofer einen schnellen, dynamischen Bass mit einem gänzlich verzerrungsfreien Klangbild bieten können.
Damit diese ganzen Lautsprecher auch mit der nötigen Impulskraft versorgt werden können, sitzt im Heck eine leistungsstarke CLASS-D Endstufe (leider keine Fotos). Diese beziffert BMW mit 1400 Watt und ist mit der Quantum Logic Raumklang-Verarbeitung als DSP ausgestattet. Diese nutzt die vorderen Hauptlautsprecher als Frontkanäle und die Seitenlautsprecher in den hinteren Türen. Die Schallwandler auf der Hutablage stützen die Bühnenabbildung und geben die Raumreflektionen wieder - so jedenfalls die Theorie.
Gesteuert wird dieses Audiosystem über das in der Mittelkonsole sitzende Jog-Dial inklusive Touch-Oberfläche, auch iDrive genannt. Zusätzlich bietet unser Modell eine Gestensteuerung, die einfache Steuerungsoptionen wie "Lautstärke" oder "nächsten Titel" zulässt. Dazu muss vor dem mittig platzierten Display nur mit den Fingern kreisende Formen oder eben Striche gezogen werden und das System setzt diese Bewegung in Befehle um. Das funktioniert in der Praxis anständig, sieht beim Fahren nur etwas komisch aus. Dank des Multifunktionslenkrads ist es auch irgendwie überflüssig.
Das Menü selbst bietet sehr umfangreiche Klangeinstellungen. Mittels des vorhandenen USB-Port können auch Hi-Res Dateien (bspw. in FLAC) eingespeist und abgespielt werden. Wir haben das Menü in einem kurzem Video mal eingefangen:
Die Steuerung ist BMW wirklich sehr gut gelungen. Die Menüstruktur und der komplexe Aufbau sind sehr intuitiv gehalten und dank des Jog-Dials (iDrive) nach ein wenig Übung auch leicht im Umgang. Das Bowers Wilkins System ist die höchste Ausbaustufe des Audio Systems was man als geneigter BMW-Käufer auswählen kann. Wer will kann auch zu kleineren, merkbar günstigeren Ausführungen wie zum Beispiel dem Harman Kardon Surround System greifen. Je nach dem für welche Anlage man sich entscheidet, fällt auch der Funktionsumfang aus.
Als Klangprofile stehen dem Nutzer Studio, Concert, On Stage, Cinema und Lounge zur Verfügung. Studio bietet hier die unverfälschte Variante des Klangbildes, wo Concert vor dem Hörer eine künstliche Bühne erzeugen möchte. Der Raumklang nimmt auch bei der Einstellung On Stage zu, hier wird der Sound auf alle Lautsprecher verteilt. Cinema, wie der Name schon verrät, versucht das perfekte Filmerlebnis im Fahrzeug zu erzeugen und das Profil Lounge richtet sich an die Fondpassagiere, da sich hier die Klangwiedergabe auf die hinteren Plätze konzentriert.
Uns persönlich hat das Soundprofil Studio, mit kleinen Anpassungen im Equalizer, am meisten überzeugt, aber das war unsere persönliche Präferenz. Interessant war die Lounge Funktion, die wirklich einen direkten Klang nur auf die hinteren Plätze projizierte und den Fahrer vorne konzentriert dem Geschehen auf der Straße folgen ließ. Sicherlich praktisch bei langen Strecken und musikbegeisterten Kindern, während sich die Eltern im vorderen Bereich unterhalten können. Wie schon eben erwähnt, gibt es im Menü auch eine Equalizerfunktion, die übliche Funktionen wie den Tiefgang oder Höhanpassung bereitstellt und somit der Hörer den Klang seinen persönlichen Bedürfnissen nach anpassen kann.
Nachdem wir nun genug auf das Audiosystem und deren Technik eingegangen sind, widmen wir uns jetzt dem wichtigsten, wie klingen Anleihen aus Standlautsprechern in einem Auto.
Damit wir die Bowers & Wilkins Anlage nicht langweilen, koppelten wir unser USB-Speichermedium inklusive hochauflösenden Musiktiteln mit dem BMW und hörten uns diverse Musiktitel unterschiedlicher Genre ausführlich an. Neben Interpreten wir Adele oder Kandace Springs, ließen wir unter anderem auch Metallica und Paul Kalkbrenner auf das Audiosystem los und wir waren verblüfft. Vorbei die Zeiten von Alpine Radio, Bassbox im Kofferraum und zig Lautsprecher in der Hutablage.
Wo früher Türen klapperten oder Scheiben vibrierten, sind heutige Soundsysteme eine regelrechte Offenbarung was das Klangverhalten in einem engen KFZ angeht. Das Soundsystem aus dem Hause Bowers & Wilkins klingt nicht nur fantastisch, es kann auch audiophile Gemüter mit einem schönen detaillierten Klang berühren. Die verbauten Hochtöner sind zwar leicht dominant in ihrer Ausrichtung, bieten aber ein erstklassiges Auflösungsvermögen und eine entsprechende Detailliertheit, das man selbst im Auto alt bekannte Musiktitel neu erleben kann.
Die Mitteltöner integrieren sich mit einer passenden Präsenz, liefern dem Hörer eine ausgeprägte Stimmenwiedergabe und fügen sich hervorragend dem Klangbild. Auch der Bassbereich verblüffte unsere Ohren. Die beiden Subwoofer unter den jeweils vorderen Sitzen vermitteln eine Vehemenz, das einem Angst und Bange werden kann. Dieser Tiefton verteilt sich in der recht kleinen Kabine sehr schnell, ist in seiner Impulskraft unglaublich dynamisch und strotzt nur so vor Kraft. Das Erstaunliche war, das nichts im Auto, trotz der hohen Pegel irgendwie klapperte oder vibrierte. Türen oder Armaturenbrett inklusive Lenkrad wurden nicht von Vibrationen angeregt, nur am Dachhimmel waren die Wellen des Tiefgangs fühlbar. Solch eine dargebotene Soundkulisse in einem Auto hatten wir nicht erwartet. Dank aktuellster Technik ist es mittlerweile auch im Auto möglich, nicht nur laut zu hören, sondern auch dabei audiophilen Musikbegeisterten gerecht zu werden.
Sicherlich ist der erwünschte Stereoeffekt durch die nahe Sitzposition vor den Lautsprechern nicht so ausgeprägt und man bekommt die Musik zu gefühlten 70 Prozent nur von einer Seite zu hören. Aber das ist aufgrund der räumlichen Umstände auch nicht wirklich besser zu lösen. Aber die Bowers & Wilkins Audioanlage im BMW 540i ist in der Lage, hochauflösenden Musiktitel in einer ansprechenden, sehr detaillierten und unglaublich dynamischen Soundkulisse zu präsentieren. Es hat Spaß gemacht im BMW Musik zu hören und dank der Massagesitze fiel das Aussteigen aus diesem Münchener Automobil auch recht schwer. Kommen wir zu ein paar abschließenden Worten.
Als erstes möchten wir uns beim Autohaus Procar Automobile GmbH Köln-West und Maria Arenz bedanken, ohne diese netten Menschen wäre dieser Höreindruck nicht möglich gewesen.
die Niederlassung findet ihr unter: www.procar-automobile.de
Ja schön wars, wäre so unser abschließendes Fazit. Der BMW 540i mit dem Diamond Surround Sound System hat sich dem Soundcheck gestellt und mit Bravour unsere Erwartungen erfüllt bzw. teilweise sogar übertroffen. Es ist erstaunlich, wie gut eine Audioanlage eines KFZs im Jahre 2017 / 2018 klingen kann. Natürlich muss man auch das nötige Kleingeld dafür besitzen, ganz billig ist der Spaß nämlich nicht. Unser hier gezeigtes Modell liegt mit dieser Ausstattung bei einem Neupreis von knapp unter 100.000,- Euro, das Audiosystem mit einem Aufpreis von um die 4700,- Euro ist da aber schon eingerechnet.
Damit ist die Käuferschaft klar in den oberen Zehntausend zu suchen und nicht für den Massenmarkt bestimmt, was sich so ähnlich ja aber auch im HiFi-Markt widerspiegelt. Jedenfalls haben echte HiFi-Liebhaber, die sich Zuhause schon ein kleines Musikuniversum geschaffen haben, auch die Möglichkeit ihre audiophilen Gewölbe zu verlassen und die eigenen Lieblingsstücke auf langen Strecken in der nötigen Qualität genießen zu können. Dazu gesellt sich eine wirklich durchdachte und benutzerfreundliche Bedienung, wenn auch der Umfang an Einstellungen enorm ist. Wenn man demnächst Leute in ihren BMW mit den Händen komische Bewegungen machen sieht, wissen wir jetzt zumindest welches Ausstattungsfeature angekreuzt wurde... Mit dem BMW 540i xDrive und dem Bowers & Wilkens Audiosystem heißt es jedenfalls Platz nehmen, Musik genießen und ab geht die wilde Fahrt, denn die akustische Dynamik spiegelt sich auch in der Motorleistung und den Fahrleistungen des BMW 540i wieder.