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Filmrezension: Zack Snyders Justice League

neues aus der welt netflix newsSuperman ist tot – umgebracht von einem Knochen in der Hand Doomsdays. Nicht nur Lois Lane, sondern die ganze Welt trauert um den Helden. Die ist mittlerweile auf den alleinigen Schutz durch Batman und Wonder Woman gestellt und droht im Verbrechen zu ...

 

 

zac snyders justice league cover

Superman ist tot – umgebracht von einem Knochen in der Hand Doomsdays. Nicht nur Lois Lane, sondern die ganze Welt trauert um den Helden. Die ist mittlerweile auf den alleinigen Schutz durch Batman und Wonder Woman gestellt und droht im Verbrechen zu ersticken. Doch das ist noch nichts gegen das was dann kommt. Denn unvermittelt taucht ein alter Feind aus der Vergangenheit auf: Steppenwolf. Der ist unterwegs, um Wiedergutmachung bei seinem Herrn, dem fiesen Darkseid zu leisten. Dieser war einst von einer Allianz aus Menschen, Amazonen, Atlantern und Olympischen Göttern geschlagen worden, sinnt nun aber auf Rache und den finalen Sieg. Dafür braucht er allerdings drei sogenannte Mutterboxen. Während Steppenwolf diese für seinen Gebieter bei den Amazonen und Atlantern schnell erobern kann und dabei eine Schneise der Verwüstung und des Todes schlägt, bleibt jene, die von den Menschen auf der Erde bewacht wird, für ihn nicht lokalisierbar. Batman und Wonder Woman, die das drohende Unheil abwenden wollen, müssen feststellen, dass sie Steppenwolf alleine nicht werden stoppen können. Also macht sich der Rächer Gothams daran, Alliierte zu rekrutieren. Er findet sie schließlich in Aquaman, Flash und Cyborg. Doch auch dieses zum Quintett gewachsene Team ist chancenlos, wenn man nicht Superman wieder von den Toten erwecken kann …

Justice League 4K UHD Blu ray Review Szene 2 1

Mit Zack Snyder hatte sich Warner Bros. einen visionären Regisseur an Bord geholt, dessen visuelle Sprache sich maßgeblich vom MCU unterscheidet und der damit eigentlich der perfekte Partner für ein deutlich düsterer angesiedeltes DC Extended Universe war. Und so legte sich Snyder ordentlich ins Zeug. Er realisierte mit Man of Steel ein gleichermaßen actionreiches wie ernstzunehmendes Reboot des Superhelden im Spandex-Anzug und schickte drei Jahre später den noch schwereren Batman v Superman: Dawn of Justice hinterher. Schon 2016 gab es von diesem nicht nur die Kinofassung, sondern auch einen um 30 Minuten erweiterten Extended Cut, der in sich der deutlich besserer Film war. Die 30 Minuten MEHR Story taten dem Film auch deshalb gut, weil der Regisseur nicht nur einen neuen Batman integrierte, sondern gleich auch noch einige weitere Figuren, um wiederum auf die erste Helden-Zusammenkunft in Justice League vorzubereiten.

Justice League 4K UHD Blu ray Review Szene 9

Justice League wurde knapp anderthalb Jahre nach BvS gedreht – und zwar ab dem 11. April 2016. Ab Mitte Oktober begann dann die Postproduktion, die Snyder allerdings nicht bis zum Ende begleitete. Als im März 2017 seine Adoptivtochter Autumn Suizid beging, zog er sich vom Projekt zurück, um bei seiner Familie zu sein und mit dem Verlust umzugehen. Da der Film zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht fertig war, übergab man die weitere Postproduktion an keinen Geringeren als Joss Whedon. Der kreative Kopf hinter Buffy,Angel, und Firefly hatte schon die ersten beiden Avengers-Filme aus dem MCU zu wahren Kinogiganten reifen lassen und war an der Oberfläche natürlich keine schlechte Wahl. Snyder gab dafür auch seine persönliche Freigabe. Schaut man sich die beiden Regisseure aber einmal an, könnten die Unterschiede in der Herangehensweise kaum größer sein. Während Snyders Filme durchweg von ihrem düsteren/grauen/tristen Grundlook leben und vor allem die Dunkelheit in den Figuren ausloten, sind Whedons Filme von positiver und bunter Grundstimmung.

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Und so kam es, dass der Avengers-Regisseur umfangreiche Nachdrehs anordnete, die (so sagt man) noch mal 25 Mio. Dollar sowie drei Monate an Zeit verschlangen. Von 15-20 % spricht man, was den Anteil an nachgedrehter Szenen angeht. Vom ursprünglichen rohen Snyder-Cut, der noch weit länger lief, kürzte Whedon allerdings zusätzlich massiv runter. Sein Justice League lief, obwohl ja eine Zusammenkunft mehrerer Helden, gerade mal 108 Minuten (ohne Abspann). Das ist im Vergleich zu den (Kino)Laufzeiten von Batman v Superman (142 Minuten) oder Wonder Woman (130 Minuten) – ebenfalls jeweils ohne Abspann – geradezu ein Kurzfilm. Offenbar merkte man, dass die Schwere, die vor allem Snyders Filme hatten, beim Publikum auch für Kritik sorgte.

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Whedon entfernte den Schurken Darkseid bspw. komplett und dampfte die Rolle von Cyborg massiv ein. Dinge, die Snyder in seinem Cut nun wieder revidiert. Satte vier! Stunden läuft seine Version nun, was zunächst Vermutungen verlautbaren ließ, das Ganze könnte als Kurzserie in vier Teilen veröffentlicht werden. Zu verdanken ist der Extended Cut übrigens vor allem den Fans. Unermüdlich bombardierten sie Regisseur und Filmstudio mit Wünschen nach der Veröffentlichung der ursprünglichen Fassung. Bis Snyder über soziale Netzwerke mitteilte, dass es ihn tatsächlich gäbe. In HBO fand er dann den potenten Partner, der für die Postproduktion/Zusammenfügung sowie einige Nachdrehs noch einmal 70! Mio. Dollar locker machte. Damit ist das Gesamtbudget für Justice League mittlerweile nahe an der 400!-Mio.-Dollar-Marke.

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Trotz dieser epischen Laufzeit von knapp 240 Minuten handelt es sich beim Snyder Cut aber nach wie vor nicht um die Integration des eigentlich geplanten, aber seit dem relativ schwachen Kinoergebnis wieder eingestampften Sequel. Ganz im Gegenteil. Denn der Regisseur ließ verkünden, dass seine vierstündige Fassung sogar mit einem epischen Cliffhanger enden würde. Aber genug des Hintergrundgeplänkels: Ist der Snyder Cut von Justice League jetzt der bessere Film? Und inwiefern ist er anders als Whedons Kinofassung? Um den Synder-Cut entsprechend einordnen und differenzieren zu können, gelangte zunächst noch einmal die bisherige Kinofassung in meinen Player. Und beim mittlerweile dritten Sichten des Films wurde umso klarer, warum der Film alles andere als perfekt ist. Viel zu episodenhaft wirkt Whedons Schnittfassung. Hastig stellt er die einzelnen Hauptfiguren vor, eilt von einem unbedingt nötigen Schauplatz zum nächsten und lässt keine Zeit für Figurenentwicklung und -bindung. Über Cyborg erfährt man nur rudimentär, warum er zu dem geworden ist, der er ist. Und die Verknüpfung der Figuren funktioniert überhaupt nicht. Innerhalb der finalen Schlachtszene fragt man sich gar, warum sie Steppenwolf besiegen.

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Denn wer sich über weite Strecken gegenseitig so unsympathisch ist wie dieses Sextett, der würde als Fußballmannschaft auf dem Platz untergehen. Fragmentarisch wirkt die Inszenierung und relativ unspektakulär der finale Höhepunkt. Dass hier ein Multimillionen-Dollar-Projekt umgesetzt wurde, sieht man dem Film eigentlich gar nicht an. Der Snyder Cut hingegen beginnt bereits völlig anders und schließt damit eine inhaltliche Lücke. Im Rückblick erleben wir noch einmal, wie sich Superman opfert und hören sein Wehklaggen. Dessen Schallwellen tragen sich über die Welten fort und erschüttern die Mutterboxen. Es ist also sein Klagen, sein Tod, der die Mutterbox bei den Amazonen erst in Aufruhr versetzte.

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Der Film macht wirklich so viel anders und sieht so anders aus, dass man ihn mit der Kinofassung nur nur noch schwerlich vergleichen kann. Ob es die teils anderen Abfolgen der Ereignisse sind oder alleine das völlig andere, viel martialischere Aussehen von Steppenwolfs Rüstung; ob es die deutlich ausführlicheren (und in Teilen auch brutaleren) Actionszenen sind oder die für mehr Tiefe sorgenden ruhigen Momente – Snyders Vision des Films ist eine fast vollständig andere als jene von Whedon. Außerdem ist natürlich die Integration von Darkseid als Bösewicht hervorzuheben, der in der Kinofassung erst gar nicht enthalten war. Und weil er nun drin ist, erfahren wir auch, dass Steppenwolf die Mutterboxen holt, um bei Darkseid Abbitte zu leisten. Gleichzeitig bekommt man auch endlich einen Grund für Steppenwolfs Handeln, während die Kinofassung hier keinerlei Information bot. Darkseids erster Auftritt erfolgt dann in einer Erzählung Dianas, wie er gegen die alten Götter und Amazonen antrat – eine fulminante Sequenz mit absolutem Gänsehautcharakter. Dieser Darkseid strahlt schon in der ersten Szenen so viel Diabolismus aus, dass der Steppenwolf aus der Kinofassung nur ein müder Abklatsch ist.

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Obendrauf gibt es in zwei Stunden mehr Film einfach so viele zusätzliche und die Figuren vertiefende Szenen, dass man nicht alles aufzählen kann. Wonder Womans Ausflug in die Höhle nach 48 Minuten ist hier nur ein Beispiel für ein solches Event. Dass man zudem auch noch Charaktere wie Willem Dafoe als Vulko und Jared Leto als Joker zu sehen bekommt, ist ein nettes Goodie für die Fans des DC-Universums. Aquaman darf vor seinem Entschluss, Batman zu helfen, noch ein bisschen Schiffbrüchige retten und ordentlich einen heben, und besagter Cyborg aka Victor Stone bekommt wesentlich mehr Screentime, um mehr über dessen „Erschaffung“ zu erfahren. Er wird noch viel mehr zur tragischen Figur. Das alles geht so weit, dass man sogar mehr Bindung und Hintergrundinformationen zu den anderen Einzelfilmen bekommt, sodass man auch diese nun noch besser in den Kanon einordnen kann. Dazu kommt der teils vollkommen andere Score und die stärkere Einbindung von Popsongs ins Gefüge. Das sieht nicht nur insgesamt mehr nach Snyder aus, sondern hört sich auch mehr nach ihm an. Und es ist schon witzig, wenn die erste gemeinsame Kampfaktion der League (die Befreiung der Geiseln rund um Cyborgs Vater) zu einer Laufzeit erfolgt, zu der die Kinofassung schon zwei Minuten im Abspann ist. Gibt’s auch Kritik? Ja, die gibt es. Hin und wieder sind vier Stunden dann doch etwas viel. Die eine oder andere Szene wirkt etwas überflüssig. Auch die hier noch exzessiver vorhandene Liebe zu Superzeitlupen ist irgendwann etwas redundant und anstrengend. Das American-Football-Match von Victor nach 75 Minuten ist so ein Beispiel, das es in der Form nicht gebraucht hätte. Außerdem zieht sich der Epilog wie ein Bandwurm und fällt in das Problem der Kinofassung zurück, in kurzen Fragmenten, einige Hinweise auf (möglicherweise nicht mehr) kommende Filme zu geben.
Immer noch ärgerlich (und im Snyder Cut sogar noch zahlreicher): Das Product Placement, das nun nicht mehr „nur“ einem schwäbischen Autobauer dient.

 

Fazit

Justice League im Snyder Cut mag hier und da ein Quäntchen zu lang geraten sein. Aber gegenüber der Kinofassung ist es nicht nur ein vollkommen anders geordneter und erweiterter, sondern ein viel besserer Film. Alles, was man an der Kinofassung kritisieren konnte – von der episodenhaften Erzählweise über die mangelnde Charaktertiefe bis zum wenig gemeinschaftlichen Sinn des Sextetts – revidiert Snyder in seiner Fassung. Vor allem das Teambuilding ist wesentlich besser und fokussierter. Die Konzentration auf das Entwickeln gemeinsamer Motive kommt erst in dieser Fassung richtig zur Geltung. Und das macht wirklich Spaß. So viel Spaß, dass man das 4:3-Format zügig vergessen hat – zumal dieses (meist) mehr Bildinhalt liefert. Aktuell noch über Sky Cinema und Sky Ticket streambar.

 

Filminfos und Inhalt: Zack Snyders Justice League

  • Anbieter: Warner Bros
  • Land/Jahr: USA, 2020
  • Regie: Zack Snyder
  • Darsteller: Gal Gadot, Ben Affleck, Henry Cavill, Jason Momoa, Ezra Miller, Ray Fisher, Jesse Eisenberg, Ciarán Hinds
  • Bildformat: 4:3

Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © Warner Bros.

 

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